Hongkong Firmen als Schnittstelle zwischen Europa und China

Henning Schwarzkopf stellt, mit freundlicher Genehmigung von inhk, dem deutschsprachigen Magazin für Hong Hong, einen Betrag zur Verfügung, der die Rolle Hongkongs als Schnittstelle zwischen Europa und China beschreibt:

In der Serie „Herausforderung China“ präsentieren wir monatlich Themen und Marktteilnehmer, die sich durch Expertise im chinesischen Markt auszeichnen. In dieser Ausgabe stellen wir die Erfahrungen des Hamburger Juristen Henning Schwarzkopf vor, Geschäftsführer der CHEURAM Consulting Group Limited mit Büros in Hamburg, Hong Kong und Peking.

Auf globalem Kurs

Henning Schwarzkopf änderte nach seiner Ausbildung in Deutschland und den USA sowie nach mehrjähriger Tätigkeit im deutsch-amerikanischen Recht vor ca. sieben Jahren den Kurs von West nach Ost und ließ sich beruflich in Hong Kong nieder. Dazu sagt der Hamburger Jurist heute: „Ich sehe Hong Kong als die Schnittstelle zwischen Hamburg und China. Das ist eine These, die sich durchaus auf andere deutsche, europäische und amerikanische Städte anwenden lässt. Hamburg nimmt traditionell jedoch eine besondere Rolle ein. Ich halte es dabei mit Albert Ballin, dem herausragenden Direktor der Reederei Hapag-Lloyd, der mit Weitsicht und Weltoffenheit das Motto prägte: Mein Feld ist die Welt! Dieses Weltbild haben hanseatische Kaufleute seither verinnerlicht. Wir Hamburger denken entlang der Schifffahrtsrouten und wissen, dass nach jeder Ebbe eine Flut kommt – und umgekehrt. Dass es also sinnvoll ist, sich auf wechselnde Gegebenheiten einzustellen.“

2011 gründete Schwarzkopf schließlich sein Beratungsunternehmen, die CHEURAM Consulting Limited. Die Firmierung steht für die fachliche und geografische Vernetzung des Unternehmens in China, Europa und Amerika; die Firmenzentrale selbst befindet sich in Hong Kong. „Das ist keineswegs neu oder besonders kreativ gewesen“, sagt Schwarzkopf über seine berufliche Ausrichtung. Vielmehr knüpfe sein Vorgehen an die Hamburger Tradition vieler Vorgänger an. Dank der Globalisierung, der Verkehrswege und –mittel sowie der Einbindung moderner Kommunikationsmittel sei es heute um ein Vielfaches leichter, fremde Ufer innerhalb von Stunden zu erreichen und unterwegs noch Videokonferenzen durchzuführen.

Systemimmanente Unterschiede

Wenngleich uns die Menschen in „fremden“ Ländern gar nicht mehr fremd erscheinen, sind Unterschiede sehr wohl vorhanden: „Auch wenn wir,“ so Schwarzkopf, „dank internationaler Textilmarken alle ähnlich gekleidet sind und uns ähnlich artikulieren, sollte die vermeintliche Angleichung nicht über ausgeprägte Unterschiede zwischen Europa und China hinwegtäuschen. Diese äußern sich nicht nur in der Sprache, sondern ebenso im Verhalten und den Gebräuchen.“

Schwarzkopf, der seit 30 Jahren als Jurist tätig ist, sieht den größten Unterschied dabei im politischen System. „Da ist einerseits die dank Gesetz, Rechtsprechung und verfassungsrechtlich festgelegter Gewaltenteilung in Europa vorhandene Rechtssicherheit, der andererseits ein vermeintlich ähnliches Rechtssystem in China gegenübersteht, das jedoch mangels Unabhängigkeit der Justiz und dem Fehlen der Grundprinzipien westlicher Verfassungen weitgehend willkürlich handelt.“ Ein Fakt, der nicht nur die politische Welt in Atem hält. „Neben anderen, vorwiegend die Persönlichkeitsentfaltung einschränkenden Faktoren im Erziehungssystem, führte das zu einer Enge und Angepasstheit der Bevölkerung, die ganz im Gegensatz zu Albert Ballins weltoffenem Motto steht. Auch wenn Chinesen laut Statistik zunehmend ins Ausland reisen und in den kommenden Jahren Weltmeister unter den Touristen werden: Ob sie die damit gewonnenen Erlebnisse und Eindrücke auch verinnerlichen und in ihrem Denken die great wall überwinden, bleibt abzuwarten.“

Die Rolle Hongkongs

„Hong Kong nimmt in dieser Betrachtung eine außergewöhnliche Rolle ein“, folgert Schwarzkopf. „Nicht nur, weil Schiffe aus aller Herren Länder den Hafen anlaufen und der Umgang mit der großen weiten Welt Normalität ist. Sondern, weil es als Teil Chinas gleichermaßen durch die dortige Tradition und deren Gepflogenheiten geprägt ist.“

Henning Schwarzkopf, der sowohl deutsche Firmen mit Aktivitäten in China als auch chinesische Unternehmen mit Geschäftstätigkeit in Deutschland berät, weiß, dass seine Klienten ganz besonders die Zuverlässigkeit und Kompetenz der Dienstleister, Institutionen und die Verhältnisse in Hong Kong schätzen. Damit bestätigen sie die These des Juristen, dass Hong Kong eine wichtige Schnittstelle nicht nur zwischen Hamburg und China ist.

Netzwerke als Schlüssel

Welchen Herausforderungen westliche Unternehmen in China ausgesetzt sind, erlebt Schwarzkopf vor allem in einem seiner Spezialgebiete, der Yachtbranche: „Obwohl Yachten auch in China als Statussymbol oder millionaires toy gelten, ist die Akzeptanz nach außen hin noch sehr verhalten. Exklusive Luxusmessen in China, z. B. in Sanya auf Hainan werden zwar mit großem Interesse besucht, jedoch bleiben dort die Kaufabschlüsse hinter den Erwartungen zurück.“

Gleichwohl berichteten die Verkäufer von Yachten und anderen Luxusgütern wie insbesondere Immobilien in London, Frankreich, New York und anderswo von steigenden Verkaufszahlen. Der Grund ist kultureller Natur und deshalb für Europäer schwer verständlich: Guanxi, ein Netzwerk persönlicher Beziehungen, ist das Zauberwort! So stellte Schwarzkopf in den Jahren seiner Tätigkeit fest, dass in China auf persönlichem Vertrauen aufgebaute Kontakte im wahrsten Sinne Geld wert sind, und zwar viel umfangreicher und tiefgreifender als networks in Europa oder den USA, wo sie eher zur Anbahnung einer Geschäftsbeziehung dienen, als notwendige Grundlage einer solchen zu sein. „Dieses gegenseitige Geben und Nehmen, verbunden mit dem ungeschriebenen Recht, Gegenleistungen für Gefälligkeiten einzufordern, dürfte es wohl nur in China geben,“ stellt der Hamburger fest.

Auch in dieser Hinsicht erkennt Schwarzkopf eine wichtige Aufgabe Hong Kongs: „Hier bietet sich aus einem u. a. westlich geprägten Umfeld der Zugang zu Geschäftspartnern vom Festland, der aus der Ferne nicht zu realisieren wäre und der gleichermaßen den Zutritt zu deren guanxi ermöglicht.“

Globalisierung als Dauerthema

Aber auch in entgegengesetzter Richtung läuft der Globalisierungstrend, also aus China in Richtung Westen. Henning Schwarzkopf und sein mit Hamburg vernetztes Büro in Shanghai verzeichnen ein deutliches Interesse chinesischer Firmen an Beteiligungen oder Übernahmen von deutschen und europäischen Unternehmen.

„Insgesamt lässt sich feststellen,“ schlussfolgert der Jurist, „dass die Globalisierung ein neumodischer Ausdruck für Aktivitäten ist, die sich entwickelt haben, seit es den Handel auf der Welt gibt. China wurde nicht erst in der jüngsten Vergangenheit entdeckt, sondern nur aus einem, historisch betrachtet, „Nickerchen“ geweckt, um danach umso wacher als „ausgeschlafener“ Teilnehmer am Welthandel zu partizipieren. Dabei fällt Hong Kong eine wichtige Rolle zu. Und daran nehme ich mit großer Freude und Engagement teil!“

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